"Lulu", 1983-85

 experimenteller Kurzfilm


16mm, Farbe, Länge: 3 min


Buch und Regie: Zoltan Spirandelli und Gabor Csaszari.


Kompilationsfilm für die Zwischenaktsmusik im 2. Akt von Alban Bergs Oper.


Preis der deutschen Filmkritik 1986.

"Lulu" war der praktische Teil meiner Diplomprüfung am Studiengang Musiktheater-Regie an der HfM/Uni Hamburg. Nachdem ich schon meine schriftliche Arbeit zum Thema "Film auf der Bühne" geschrieben hatte, war das der nächste Schritt auf das Medium Film zu.


Die Symmetrie der Geschichte vom Aufstieg und Fall der Lulu, bildet in Alban Bergs Oper ein zentrales formales Element, das sich sowohl in der dreiaktigen Gesamtanlage, als auch in der musikalischen Mikrostruktur abbildet. So steht am Wendepunkt der Geschichte in der Mitte des zweiten Aktes eine dreiminütige Zwischenakts-Musik, zu der nach dem Willen des Komponisten ein Stummfilm projiziert werden soll. Diese dreiminütige Musik wiederum ist komplett spiegelsymmetrisch komponiert, sodass die zweite Hälfte in etwa so klingt, als würde man eine Bandaufnahme der ersten Hälfte rückwärts laufen lassen. Der Takt in der Mitte dieser Mitte ist schon auf den ersten Blick im Notenbild als der Spiegelpunkt zu erkennen. Das ist die Stelle in unserem Film, an der die Lokomotive aus Buster Keatons "General" zum Stehen kommt, und sich rückwärts wieder in Bewegung setzt.

In unserer Version dieses Stummfilms sind wir von den inhaltlichen Vorgaben des Komponisten abgewichen. In der Form haben wir uns auf die Symmetrie des Vor und Zurück, des Kommens und Gehens konzentriert. Inhaltlich ging es darum, die Idee der "femme fatale" als die Summe der (zumeist männlichen) Bilder/Projektionen zu entlarven, in denen sie in im Medium Film präsentiert wird.

Praktisch umgesetzt haben wir dieses Konzept, indem wir VHS-Spielfilme aus der Videothek ausgeliehen haben. Die Szenen, die uns für den Film brauchbar schienen, haben wir dann auf U-Matic kopiert, dort noch einmal konzentriert, und das Material schliesslich vom Monitor auf 16mm Farbnegativ abgefilmt. Von diesem Negativ haben wir ein Positiv gezogen und am Schneidetisch montiert. Hintergrund dieses umständlichen Verfahrens war der Umstand, dass die für uns verfügbare Videotechnik 1984 praktisch noch keine längeren Sequenzen aus Schnipseln von zwei oder drei Frames Länge erlaubt hat. 

Gabor Csaszari am 16mm Schneidetisch